
Kurse drehen ins Minus Jetzt gilt es für die DAX-Bullen
Der DAX ist auf das Ausbruchsniveau seines alten März-Rekords zurückgefallen. Sollten die Bullen diese Marke nicht verteidigen können, würde sich der jüngste Anstieg auf ein Allzeithoch als Fehlausbruch entpuppen.
Der DAX hat seine frühen Kursgewinne abgegeben und ist ins Minus gedreht. Bis zu 0,8 Prozent auf 23.444 Punkte geht es für die 40 deutschen Standardwerte nach unten. Völlig überraschend kommt diese Kehrtwende nicht: Aus technischer Sicht schien der DAX nach seinem langen Hochlauf zuletzt reif für eine Korrektur.
Mit dem Rückfall unter die Ausbruchsmarke, das alte Rekordhoch von Mitte März bei 23.475 Punkten, befindet sich der DAX nun in gefährlichem Terrain. Sollte das deutsche Börsenbarometer unter dieser Marke schließen, würde es sich bei dem neuen Allzeithoch um einen Fehlausbruch auf der Oberseite und damit um eine klassische Bullenfalle handeln. Dies käme einer negativen Weichenstellung gleich. Anleger müssten sich auf weitere Kursverluste einstellen.
Jenseits der sich eintrübenden Charttechnik macht dem DAX auch die wieder zunehmende Konkurrenz durch US-Aktien zu schaffen. Papiere von US-Unternehmen sind für viele Anleger nach dem Handelsdeal zwischen den USA und China wieder attraktiver geworden. Vieles spricht nun für eine Aufholjagd bei US-Aktien in Richtung ihrer Rekordhochs - während der DAX erst einmal das Nachsehen haben könnte.
Die Wall Street steuert zur Wochenmitte auf einen verhaltenen Handelsstart zu. Der Future auf den Dow-Jones-Index tendiert nach den gestrigen Gewinnen zur Stunde seitwärts. Technologie-Aktien bleiben derweil gefragt: Der Future auf den technologielastigen Nasdaq 100 zieht um 0,2 Prozent an.
Am Ölmarkt ist die große Euphorie nach dem Handelsdeal zwischen den USA und China zu Wochenbeginn erst einmal dahin. Spekulationen auf einen Anstieg der US-Rohölvorräte dämpfen zusätzlich die Nachfrage. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee hat ihre Verluste ausgeweitet und verliert zur Mittagszeit 1,1 Prozent auf 65,88 Dollar je Barrel (159 Liter).
Der sichere Hafen Gold ist weiterhin nicht gefragt. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostet am Mittag 3.232 Dollar und damit 0,7 Prozent weniger. Der Goldpreis nähert sich nun seiner zentralen Unterstützung bei 3.200 Dollar.
Der Euro legt zur Wochenmitte weiter zu. Die Gemeinschaftswährung kostet im mittäglichen Frankfurter Handel 1,1233 Dollar und damit 0,4 Prozent mehr. Bereits gestern hatte sich der Euro etwas von dem kleinen Rückschlag zu Wochenbeginn infolge der Fortschritte bei den Zollverhandlungen zwischen China und den Vereinigten Staaten erholen können.
Größter DAX-Verlierer ist zur Mittagszeit die Brenntag-Aktie. Anleger ziehen angesichts einer enttäuschenden Gewinnentwicklung den Stecker. Die Aktien des Chemikalienhändlers brechen um bis zu 4,8 Prozent ein. "Wir stellen fest, dass der Konsens für das erste Quartal im Laufe des letzten Monats erheblich gesunken ist und ein Verfehlen dieser niedrigeren Messlatte negativ bewertet wird", sagen die Analysten von JP Morgan.
Dagegen kommen die E.ON-Zahlen am Markt gut an, die Aktie gehört aktuell zu den größten Gewinnern im DAX. Höhere Investitionen und kälteres Wetter haben dem Energieversorger zu einem Ergebnissprung im ersten Quartal verholfen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.
Die Gewinneinbrüche bei Volkswagen und Porsche schlagen beim Großaktionär Porsche SE durch. Unter dem Strich verzeichnete die Holding im ersten Quartal einen Verlust von 1,1 Milliarden Euro. Werden die Wertberichtigungen bei den beiden Hauptbeteiligungen herausgerechnet, bleibt ein angepasster Gewinn von 484 Millionen Euro übrig. Noch vor Jahresfrist lag dieser Wert bei 1,1 Milliarden Euro.
Der Lkw-Hersteller Daimler Truck senkte am Abend seinen Ausblick mit Verweis auf "die Unsicherheit der gesamtwirtschaftlichen Situation in Nordamerika" und eine "reduzierte Absatzerwartung" dort. Der Absatz auf Konzernebene dürfte daher zwischen 430.000 und 460.000 Einheiten liegen nach vorherigen Schätzungen von 460.000 bis 480.000.
Am Frankfurter Flughafen sind im April wieder mehr Menschen geflogen. Die Zahl der Passagiere steigerte sich auch wegen der späten Osterfeiertage im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,8 Prozent auf 5,34 Millionen Menschen, wie der Betreiber Fraport AG berichtet.
Der Reisekonzern TUI verbuchte im saisonal schwachen Jahresauftaktquartal einen um fast zehn Prozent höheren bereinigten Betriebsverlust von 207 Millionen Euro. Das lag vor allem am Kalendereffekt, dass die Osterferien in diesem Jahr ins zweite statt ins erste Quartal fielen. "Angesichts der konjunkturellen Rahmenbedingungen ist 2025 herausfordernd", erklärte TUI-Chef Sebastian Ebel.
Der Panzergetriebe-Hersteller Renk hat so viele Aufträge in seinen Büchern stehen wie nie zuvor. Der Auftragsbestand habe derzeit einen Wert von 5,5 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen mit. Allein im ersten Quartal seien Bestellungen über 549 Millionen Euro eingegangen, das seien 163,5 Prozent mehr als vor Jahresfrist.
Der Zukauf von Geschäften des Wettbewerbers Stork zahlt sich für den Industriedienstleister Bilfinger aus. Im ersten Quartal kletterte der Umsatz um 17 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebita) stieg um 31 Prozent auf 57 Millionen Euro. Damit verbesserte sich die Ebita-Marge von 4,0 auf 4,5 Prozent.
Hapag-Lloyd stellt sich darauf ein, dass Ende 2025 auch nur eine schwarze Null in den Büchern stehen könnte. Maximal hält die fünftgrößte Container-Reederei der Welt derzeit ein Ebit von 1,5 Milliarden Euro für möglich. "Angesichts großer geopolitischer Herausforderungen und volatiler Frachtraten ist die Prognose mit sehr hohen Unsicherheiten behaftet", führt Hapag-Lloyd aus.
Der Elektronik- und Unterhaltungsriese Sony geht im neuen Geschäftsjahr von deutlichen Belastungen infolge der Importzölle von US-Präsident Donald Trump aus. Im bis Ende März 2026 laufenden Zwölf-Monats-Zeitraum rechnen die Japaner mit Kosten von 100 Milliarden Yen. Das sind umgerechnet rund 610 Millionen Euro.
Kostensenkungspläne und nicht so schlecht wie befürchtet ausgefallene Zahlen bescheren Burberry in London einen Kurssprung. Adam Cochrane von Deutsche Bank Research sprach von weiteren Fortschritten bei der Trendwende der Luxusmode-Marke. Zudem will Burberry bis zu 1.700 Stellen abbauen, um Kosten einzusparen - dies entspricht 18 Prozent der weltweit Beschäftigten des Unternehmens.
Nach einer enttäuschenden Jahresprognose von Alstom nehmen Anleger Reißaus. Die Aktien des französischen Eisenbahnherstellers stürzen in Paris um 16,9 Prozent auf ein Fünf-Wochen-Tief von 18,86 Euro ab. Damit steuern sie auf ihren schlechtesten Tag seit Oktober 2023 zu. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr sehe "etwas niedrig" aus, heißt es bei JP Morgan.
Bei den Kölner Ford-Werken hat erstmals in ihrer fast hundertjährigen Geschichte ein Streik begonnen. "Die Arbeit ruht hier komplett", sagte der IG-Metall-Sprecher bei Ford Köln, David Lüdtke, nach dem Beginn der ersten Frühschichten. Die Arbeitsniederlegung betreffe den ganzen Standort - also Produktion, Entwicklung, Verwaltung und andere Bereiche. "Wir lassen niemanden rein."
Der Software-Riese Microsoft streicht mehrere Tausend Arbeitsplätze. Die Kürzungen sollen weniger als drei Prozent der Belegschaft treffen, wie das Unternehmen mitteilte. Eine genaue Zahl wurde nicht genannt. Zum letzten verfügbaren Stand Ende Juni 2024 hatte Microsoft rund 228.000 Beschäftigte, davon 126.000 in den USA. Drei Prozent davon wären etwa 6.800 Jobs.
Abschreibungen auf die verkauften Töchter in Argentinien und Peru haben Telefonica zum Jahresauftakt einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro eingebrockt. Darüber hinaus setzten Wechselkurseffekte dem spanischen Telekom-Konzern zu. Auf dem wichtigen deutschen Markt konnte Telefonica das Kundenwachstum beschleunigen: Im ersten Quartal kamen 164.000 Verträge hinzu.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.